Cannabis Erntezeitpunkt: Wann Pflanzen ernten?
Die richtige Erntezeit für Cannabis ist einer der wichtigsten Schritte im Anbauprozess. Sie entscheidet über die Qualität, Potenz und das Aroma des Endprodukts. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du den perfekten Moment erkennst, um deine Pflanzen zu ernten. Ob du Anfänger oder Fortgeschrittener bist – mit diesen Tipps kannst du den Ernteprozess optimieren und deutlich bessere Ergebnisse erzielen.
Neben der Ernte ist auch die Pflege und Weiterverarbeitung entscheidend. Daher empfehlen wir dir ergänzende Ratgeber zu Themen wie Cannabis trocknen, Cannabis beschneiden während der Wachstumsphase und Cannabis decarboxylieren.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist der Erntezeitpunkt so wichtig?
Der Zeitpunkt der Ernte ist entscheidend für die Qualität deiner Cannabispflanzen, da er sowohl die Cannabinoide (z. B. THC und CBD) als auch die Terpene beeinflusst. Diese beiden Stoffgruppen bestimmen die Wirkung, das Aroma und den Geschmack deiner Blüten. Eine falsche Erntezeit kann die Potenz und das Terpenprofil erheblich beeinträchtigen.
Auswirkungen auf die Cannabinoide
Cannabinoide entwickeln sich während der Reife der Pflanze in den Trichomen (den harzigen Drüsen). Der Gehalt und die Zusammensetzung der Cannabinoide hängen stark vom Erntezeitpunkt ab:
Frühe Ernte
- Unvollständig entwickelte Cannabinoide: THC und CBD befinden sich noch im Entwicklungsprozess, was zu einer geringeren Potenz führt.
- Schwächere Wirkung: Das High oder die medizinische Wirkung fühlen sich oft unausgereift und weniger intensiv an.
- Weniger reife Blüten: Die Blüten können außerdem fluffiger sein, weniger dicht wirken und dadurch auch weniger Gewicht haben.
Eine frühe Ernte führt zu Blüten, die weniger wirksam sind und weniger Aroma besitzen, da sie ihr volles Potenzial noch nicht erreicht haben.
Späte Ernte
- Abbau von THC zu CBN: Das psychoaktive THC beginnt sich in Cannabinol (CBN) umzuwandeln, das eine eher sedierende und beruhigende Wirkung hat.
- Reduzierte Potenz: Während medizinische Nutzer von der entspannenden, sedierenden Wirkung profitieren können – die von vielen als intensiver wahrgenommen wird, obwohl sie nicht direkt vom THC stammt – bevorzugen andere Konsumenten eher die klaren, energetischen Effekte, die bei späten Ernten oft verloren gehen.
- Überreife Blüten: Die Blüten verlieren ihre Frische und können sedierend wirken. Auch haben die Blüten ein verfälschtes Aroma und schmecken weniger gut als Blüten, die zum richtigen Zeitpunkt geerntet wurden.
Mit dem richtigen Timing kannst du sicherstellen, dass die Cannabinoide vollständig entwickelt sind, ohne dass der Abbauprozess beginnt.
Auswirkungen auf die Terpene
Terpene sind die flüchtigen Aromastoffe der Pflanze, die für den typischen Geschmack und Geruch verantwortlich sind. Außerdem tragen sie maßgeblich zur Wirkung bei, da sie mit den Cannabinoiden im sogenannten Entourage-Effekt zusammenwirken.
Frühe Ernte
- Unreifes Terpenprofil: Die Terpene haben sich noch nicht vollständig ausgebildet, was zu einem schwächeren Aroma und weniger intensiven Geschmack führt.
- Weniger Sortencharakter: Die einzigartigen Eigenschaften der jeweiligen Sorte, wie fruchtige, erdige oder würzige Noten, kommen nicht vollständig zur Geltung.
Späte Ernte
- Abbau der Terpene: Terpene beginnen bei Überreife zu oxidieren und zu verdampfen. Das führt zu einem Verlust von Aromen und verändert den Geschmack.
- Dumpfes Profil: Blüten aus einer späten Ernte können erdig oder fade schmecken und verlieren oft ihre sortentypischen Eigenschaften.
Terpene sind besonders empfindlich gegenüber Hitze und Licht. Eine späte Ernte oder unsachgemäße Verarbeitung können dazu führen, dass viele dieser wichtigen Verbindungen verloren gehen.
Anzeichen für den perfekten Erntezeitpunkt erkennen
Die Reife von Cannabis erkennst du anhand spezifischer Merkmale der Pflanze. Hier die wichtigsten Punkte, die du regelmäßig überprüfen solltest:
Blätter
Die großen Fächerblätter deiner Pflanze fangen an, sich gelb zu verfärben und fallen teilweise ab – gegen Ende betrifft dies oft auch kleinere Blätter. Dieser natürliche Prozess, der als Seneszenz bezeichnet wird, zeigt an, dass die Pflanze ihre Energie auf die Blüten konzentriert.
Blütenstempel
Die Blütenstempel (feine Härchen auf den Blüten) verändern ihre Farbe. Zu Beginn sind sie weiß, doch im Verlauf der Reife werden sie orange, braun oder rot. Wenn etwa 70–90 % der Stempel verfärbt sind, ist das ein guter Indikator für die Erntezeit.
Trichome
Die Trichome sind der wichtigste Indikator. Nutze eine Lupe oder ein Mikroskop, um sie genau zu betrachten:
- Milchig-weiße Trichome: Maximale Potenz, ideal für eine stärkere psychoaktive Wirkung.
- Bernsteinfarbene Trichome: Mehr entspannende Wirkung, perfekt für medizinische Anwendungen.
- Klare Trichome: Pflanze ist noch unreif.
Viele Grower empfehlen, die Ernte einzuleiten, wenn etwa 70 % der Trichome milchig sind, während die restlichen 30 % aus klaren und bernsteinfarbenen Trichomen bestehen. Diese Verteilung soll eine ausgewogene Wirkung gewährleisten, die sowohl die psychoaktiven Effekte des THC als auch die entspannenden Eigenschaften des CBN umfasst.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die optimale Trichomverteilung je nach gewünschter Wirkung variieren kann. Einige Grower schlagen vor, bei einem Verhältnis von 85 % milchigen, 10 % klaren und 5 % bernsteinfarbenen Trichomen zu ernten, um eine stärkere psychoaktive Wirkung zu erzielen.
Unterschiede je nach Sorte
Der ideale Erntezeitpunkt variiert je nach Sorte. Hier ein Überblick:
Indica
Indica-Pflanzen haben kürzere Blütezeiten und sind oft nach 6–8 Wochen bereit zur Ernte. Diese Zeitangaben sind jedoch nur Richtwerte, da die tatsächliche Reifezeit von verschiedenen Faktoren wie der spezifischen Sorte, den Umweltbedingungen und der Pflege abhängt. Manche Pflanzen können ihren Peak früher oder später erreichen.
Sativa
Sativa-Pflanzen brauchen länger, etwa 10–12 Wochen, bis zur Ernte.
Hybride
Bei Hybriden hängt der Zeitpunkt von der dominierenden Genetik ab. Orientiere dich an den Anzeichen der jeweiligen Merkmale.
Fragen und Antworten zum Erntezeitpunkt von Cannabis
Wenn etwa 70–90 % der Blütenstempel braun sind und die Trichome überwiegend milchig-weiß bis bernsteinfarben erscheinen.
Die Blüten sind kompakt, die Blütenstempel sind überwiegend verfärbt, und die Trichome zeigen milchige oder bernsteinfarbene Töne.
Etwa 3–7 Tage vor der Ernte solltest du aufhören zu gießen. Dadurch trocknet die Pflanze schneller und intensiver, was die Qualität verbessern kann.
Die Blüten enthalten weniger THC und CBD. Das Ergebnis ist eine schwächere Wirkung und weniger Aroma.
Nein, die chemischen Prozesse in der Pflanze stoppen aber nach der Ernte nicht vollständig. Zwar wird kein neues THC mehr produziert, jedoch laufen weiterhin wichtige Abbau- und Umwandlungsprozesse ab. Beispielsweise wird THC langsam in CBN umgewandelt, und auch Terpene und andere Verbindungen können sich chemisch verändern. Diese Nachreifung beeinflusst das Aroma, die Potenz und die Wirkung des Cannabis. Die Potenz wird besonders auch durch die Weiterverarbeitung (z. B. Trocknung) beeinflusst.
Reife Blüten sind dicht, haben geschwollene Kelche, und die Stempel sind überwiegend verfärbt.
Der genaue Zeitraum, in dem diese Veränderung stattfindet, hängt stark von der Sorte, den Umweltbedingungen und dem spezifischen Reifestadium der Pflanze ab. Das kann je nach Sorte und Umweltbedingungen etwa 5–10 Tage dauern. Wenn wir von einem Zeitraum von etwa 5–10 Tagen sprechen, beziehen wir uns auf die Phase kurz vor der Ernte, in der bereits der Großteil der Trichome milchig ist und ein kleiner Anteil beginnt, sich bernsteinfarben zu färben.
Wichtig: Ziel ist es in der Regel nicht, dass alle Trichome braun werden. Idealerweise sollten etwa 70 % der Trichome milchig sein, da dies auf maximale THC-Produktion hinweist, während nur etwa 10–30 % bernsteinfarben sein sollten, je nach gewünschter Wirkung. Zu viele braune Trichome weisen darauf hin, dass das THC beginnt, sich abzubauen, was zu einer weniger potenten und eher sedierenden Wirkung führt. Grower sollten daher den Reifeprozess regelmäßig überwachen und die Ernte rechtzeitig einleiten.
Sie erscheinen milchig-weiß mit einem Anteil bernsteinfarbener Trichome. Wichtig: Diese Färbung betrifft nicht ein einzelnes Trichom, sondern die Masse der Trichome auf den Blüten. Ein Trichom ist entweder klar, milchig oder bernsteinfarben – niemals eine Mischung aus diesen Farben. Um den Reifegrad korrekt zu beurteilen, sollte man eine möglichst große Fläche der Trichome mit einer Lupe betrachten und den prozentualen Anteil der verschiedenen Farben schätzen.